
Koreanischer Chawan: Eine Reise durch Stile und Geschichte
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Koreanische Chawan oder *kōraimono*, wie sie in Japan genannt werden, nehmen in der Welt der Teezeremonie einen einzigartigen Platz ein. Während sich der Begriff *kōrai* speziell auf die Goryeo-Dynastie bezieht, wird er zur Beschreibung aller koreanischen und im koreanischen Stil gehaltenen Chawan verwendet, vor allem aus der nachfolgenden Joseon-Dynastie. Diese Schalen, die ab dem späten 15. Jahrhundert nach Japan kamen, wurden hoch geschätzt und spiegeln die sich entwickelnde Ästhetik von *wabicha* wider. Dieser Blogbeitrag befasst sich mit der faszinierenden Geschichte und den unterschiedlichen Stilen dieser bezaubernden Teeschalen.
Von Reisschüsseln zu wertvollen Teegefäßen: Die Geschichte von Kōrai Chawan
Ursprünglich waren viele koreanische Schalen, die in Japan beliebt waren, Alltagsgegenstände, die oft für Reis oder Essen verwendet wurden. Die Japaner sahen jedoch Schönheit in ihren Unvollkommenheiten und übernahmen das Konzept des *mitate* – die Verwendung von Alltagsgegenständen in der Teezeremonie. Dies markierte den Beginn des Aufstiegs des *kōrai* Chawan.
Später begannen japanische Teemeister, maßgeschneiderte Chawans in koreanischen Öfen herzustellen, was zur zweiten Generation der *Kōrai*-Chawan führte, die oft *Gohon Chawan* genannt werden. Die japanische Invasion Koreas verkomplizierte die Geschichte noch weiter, da koreanische Töpfer nach Japan gebracht und mit der Herstellung koreanischer Schalen beauftragt wurden. Diese komplexe Geschichte hat zu einer faszinierenden Überschneidung und manchmal auch Verwirrung der verschiedenen Stile geführt. Der Wechsel vom chinesischen *Karamono* zum koreanischen *Kōraimono* spiegelte die Entwicklung von *Wabicha* wider, einer Abkehr von der formalen chinesischen Ästhetik hin zu einem rustikaleren und bescheideneren Ansatz.
Entdecken Sie die verschiedenen Stile des koreanischen Chawan
Lassen Sie uns einige der bedeutendsten Stile der koreanischen Chawan erkunden:
1. Ido (井戸): Der Inbegriff von Wabi-Sabi
Ido-Chawan sind wohl die wertvollsten aller *Kōrai*-Chawan. Ursprünglich wurden diese Schalen, bekannt als *Maksabal*, von koreanischen Bauern für den Alltag verwendet und von der koreanischen Elite als zu grob angesehen. Ihre rustikale Einfachheit und subtilen Unvollkommenheiten fanden jedoch großen Anklang bei japanischen Teetrinkern. Ironischerweise wurden diese „billigen koreanischen Schalen“ in Japan zu begehrten Schätzen.
Zu den Hauptmerkmalen von Ido Chawan gehören:
- Etwa konische Form
- *Takenofushi koudai* (Bambusknotenfuß)
- *Rokurome* (Töpferscheibenspuren)
- *Kairagi* (Pflaumenblütentextur/kriechende Glasur)
- *Meato* (unglasierte Stellen)
- *Tokin* (ein Punkt in der Mitte des Fußes)
- *Biwa-iro* (Mispelfarbe)
- *Sougusuri* (Totalglasur)
Ido Chawan werden weiter unterteilt in:
- *Ō-ido* (großes Ido)
- *Ko-ido* (kleines Ido)
- *Ao-ido* (blaues Ido)
Ein besonders berühmtes Beispiel ist das *Kizaemon Ido*, das in Japan als Nationalschatz gilt.
2. Zōganseiji (Seladon-Intarsien) – 象嵌青磁
Goryeo-Seladon mit seinem charakteristischen Jadeton und den komplizierten Einlegemustern erreichte seinen Höhepunkt im 12. Jahrhundert. Obwohl es in Korea hoch geschätzt war, waren die aufwendigen Designs des Goryeo-Seladons in der Regel nicht beliebt in japanischen Teestuben, die eher schlicht waren. Einige Stücke von geringerer Qualität aus der späten Goryeo- oder frühen Joseon-Zeit mit ihren Unvollkommenheiten fanden jedoch einen Platz in *Wabicha*.
3. Gohonte (御本手): Das Zeichen des Töpfers
Im modernen Sprachgebrauch bezieht sich *gohonte* auf einen Glasureffekt – rosa oder weiße Flecken auf einem grauen oder beigen Hintergrund. Dieser Effekt kam häufig bei *gohon chawan* vor, die von japanischen Teemeistern in Auftrag gegeben wurden, daher der Name. Heute sieht man ihn häufig bei Hagi-yaki und Asahi-yaki.
4. Mishima (三島): Ein Wandteppich aus Mustern
Mishima bezeichnet eine Einlegetechnik. Dabei werden Muster in den Ton geschnitzt, mit weißem Ton gefüllt und dann mit einer transparenten Glasur überzogen. Zu den üblichen Motiven zählen geometrische Muster und gestempelte Blumen. Frühe Mishima-Chawan (*Ko-Mishima*) wiesen komplexere Muster auf, während spätere *Gohon-Mishima* eher zu einfacheren Mustern tendierten.
5. Hakeme (刷毛目): Das Mal des Pinsels
Bei Hakeme wird weißer Schlicker mit einem Pinsel aufgetragen, wodurch grobe, strukturierte Striche entstehen. Hakeme Chawan wird oft mit Mishima kombiniert und bietet einen einzigartigen visuellen Reiz.
6. Kohiki (粉引): Ein pudriges Weiß
Kohiki ist eine weitere Schlickertechnik, bei der die gesamte Schale in weißen Schlicker getaucht wird. Dies führt zu einem weichen, warmen weißen Finish. Kohiki-Chawan sind dafür bekannt, dass sie mit der Zeit eine satte Patina entwickeln, wenn Tee in die poröse Glasur eindringt.
7. Irabo (伊羅保): Rustikaler Charme
Irabo Chawan, die speziell für die Teezeremonie hergestellt werden, weisen eine dünne, eisenhaltige Glasur auf einem groben Tonkörper auf. Sie werden für ihre raue Textur und unregelmäßige Ockerfarbe geschätzt.
8. Goshomaru (御所丸): Eine einzigartige Form
Goshomaru-Chawan sind ein seltener und faszinierender Stil, der sich durch seine *kutsu-gata* (holzschuhförmige) Form und seinen polygonalen Fuß auszeichnet. Ihre einzigartige Form und ihr Design lassen auf einen japanischen Einfluss schließen.
Das Erbe des koreanischen Chawan
Koreanische Chawan stellen eine faszinierende Schnittstelle zwischen Kulturen und Ästhetik dar. Ihre Entwicklung von alltäglichen Schalen zu wertvollen Teegefäßen unterstreicht die japanische Wertschätzung für Einfachheit und Unvollkommenheit. Diese Schalen faszinieren weiterhin Teeliebhaber und -sammler gleichermaßen und verkörpern den Geist von *Wabicha* und die anhaltende Schönheit der koreanischen Handwerkskunst. Die subtilen Nuancen jedes Stils, vom rustikalen Charme von Ido bis zur einzigartigen Form von Goshomaru, bieten einen Einblick in die reiche Geschichte und den künstlerischen Dialog zwischen Korea und Japan. Beim Erkunden dieser Chawan geht es nicht nur darum, schöne Objekte zu schätzen ; es geht darum, die Entwicklung des Geschmacks, die Macht des kulturellen Austauschs und die anhaltende Anziehungskraft der Wabi-Sabi-Ästhetik zu verstehen.